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Watchtower –„Alles normal“

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„Dipsizgol, Lage normal? – Dipsizgol hier, alles normal.“ Diese Konversation wird sich wahrscheinlich im Laufe des Films „Watchtower“ bei den Zuschauern eingeprägt haben. Doch normal ist die Situation in dem Film nun wirklich nicht. Ein Mann und eine Studentin sind von Schuldgefühlen geplagt. Nihat, der Mann, nimmt einen neuen Job als Wächter in einem Wachturm in einem Waldgebiet bei Tosya an, der für ihn die Flucht in die Einsamkeit bedeutet. Auch die Studentin Seher verlässt ihr bisheriges Leben für einen Job als Reisebegleiterin.

In ihrer Arbeitsstätte, der Busstation, treffen die beiden Charaktere aufeinander. Nihat hat bei einem Autounfall durch eigenes Verschulden seinen Sohn und seine Frau verloren. Seher versucht ihre Schwangerschaft zu verbergen, da sie von ihrem Onkel vergewaltigt wurde. Das geht so lange gut, bis der aufmerksame Nihat bemerkt, wie sie ihr Kind nach der Geburt in einem Gebüsch an der Busstation ablegt. Nun nimmt das gemeinsame Schicksal der Protagonisten seinen Lauf. Nihat sieht es als seine Aufgabe an, Seher zu helfen. Er nimmt sie in seinem abgelegenen Wachturm auf und bringt ihr das Kind zurück.

Der türkische Film „Watchtower (Gözetleme Kulesi)“ nimmt am Internationalen Spielfilmwettbewerb für Regisseurinnen teil. Der Streifen von Pelim Esmer wurde schon das zweite Mal in Deutschland aufgeführt, beim Filmfestival Türkei/Deutschland in Nürnberg feierte er seine Deutschlandpremiere. Die Hauptdarstellerin Niley Erdönmez gewann dort den Preis für die beste Darstellerin. Nach der Vorführung beim IFFF 2013 am Donnerstag stand sie den Zuschauerinnen und Zuschauern für Fragen zur Verfügung.

Niley Erdönmez ist eine offene und gesprächsbereite Person und ging ausführlich auf alle ihr gestellten Fragen ein.
Sie hat sich sowohl psychisch als auch physisch mit der Rolle der Seher so intensiv auseinandergesetzt, dass sogar gefragt wurde, ob sie tatsächlich während der Drehzeit schwanger war. „Nein, ich war nicht schwanger, und ich bin es auch noch nie gewesen. Das war tatsächlich mein Bauch“, äußert sie mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Kaum zu glauben, wenn man die nun wieder schlanke Person betrachtet, jedoch hatte sie für die Rolle extra zugenommen.
„Watchtower“ ist der erste Kinofilm von Niley Erdönmez. Die Regisseurin Pelim Esmer wählte sie rein zufällig bei einem Theaterstück aus, denn zunächst war eine andere Schauspielerin für den Film vorgesehen. Doch Niley überzeugte Pelim Esmer sofort und bekam die Rolle.
Die ausgewählten Settings des Films, insbesondere die gewaltigen Naturaufnahmen, spielen auch eine wichtige Rolle. Sie verdeutlichen die Einsamkeit der Charaktere und vereinfachen es den Schauspielern, sich in ihre Rollen einzufinden.

Die Regisseurin Pelin Esmer ist in Istanbul geboren und aufgewachsen. Bevor sie sich dem Film widmete, studierte sie Soziologie. „Oyun“ (The Play), ihr Dokumentarfilmdebüt erhielt 2005 auf dem Tribeca Film Festival den The Best Documentery Filmmaker Award. Auch Esmers Spielfilmdebüt „10 to 11“ ist preisgekrönt, er erhielt zahlreiche Preise auf internationaler Ebene.
Neben ihrer Arbeit als Regisseurin unterrichtete sie auch Dokumentarfilm in Istanbul und steht auf der Liste „The Future of Film: 100 New Directors“. Diese Liste stammt von Regisseuren der weltweit führenden Filmfestspiele.
Auch mit „Watchtower“ konnte sie schon Preise erzielen. Neben dem Preis aus Nürnberg räumte der Film beim Adana Golden Boll Film Festival in der Türkei ab. Er gewann Preise in allen wichtigen Kategorien.

Text: Anissa Zoghlami und Stephi Spital / Foto: sinefilm


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